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Bikini Berlin: Neue Mieter und alte Probleme

Von FashionUnited

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Geht es nach den Betreibern von der Bayerischen Hausbau, ist die Berliner Concept Mall Bikini ein voller Erfolg. Seit der Eröffnung des neuen Konzepts Anfang April hätten zwölf neue Läden aufgemacht, und zwei weitere Eröffnungen seien für die kommenden Monate bereits in Planung,

so die Verantwortlichen. Damit liege der Vermietungsstand aktuell bei 90 Prozent.

Zu den neuen Mietern zählen neben einigen Gastronomieeinrichtungen auch diverse Modelabels wie Ricardo

Cortillone, Labo.Art, Groove Fashion Denim, Ganni, Bagatt oder Mykita. Sie alle betreiben in der am Bahnhof Zoo gelegenen Mall markeneigene Stores auf Flächen zwischen 85 und 250 Quadratmetern. Das italienische Fashion Brand Manila Grace werde sich in Kürze auf 95 Quadratmetern Verkaufsfläche niederlassen, heißt es seitens der Bayerischen Hausbau. Zudem soll sich der luxuriöse Traditionshändler Terner aus Hannover im Spätsommer auf 250 Quadratmetern Verkaufsfläche im ersten Obergeschoss des Gebäudes niederlassen.

Ob dies eine gute Idee ist, muss sich allerdings erst noch beweisen. Gerade das erste Obergeschoss des Bikini Berlin ist nämlich bislang weitgehend verwaist, obwohl die meisten Ladenflächen hier bereits vermietet sind. Was dem Konzept jedoch nach wie vor fehlt, sind die Kunden. Die angepeilte spitze Zielgruppe, die die Gegend rund um den Hackeschen Markt in Berlin-Mitte einst zum weltweit angesagten Hot Spot machte, will das Konzept im Westen nach wie vor nicht so recht annehmen. So sind die schicken Modeläden und Concept Stores meist leer, und gelangweilte Verkäufer schauen mäßig gelaunt auf die Rentnergrüppchen, die mäßig interessiert an ihnen vorbeiziehen.

Zielgruppe fühlt sich nicht angesprochen

Spricht man mit den Mietern des Bikini Berlin, wird klar: Man hatte sich das Ganze erfolgreicher vorgestellt. Schließlich finden bislang nur wenige Modekunden den Weg hier her, und gerade kleinere Marken schaffen es kaum, mit dem geringen Geschäftsaufkommen ihre Mieten zu bezahlen.

Das Problem liegt dabei vor allem in der fehlenden Präsenz der Zielgruppe vor Ort. Charlottenburg und die angrenzenden Westbezirke haben sich in der Vergangenheit schließlich nicht gerade durch ein besonders avantgardistisches Publikum hervorgetan. Zwar gibt es hier traditionell eine durchaus finanzsstarke Klientel, diese interessiert sich jedoch nach wie vor eher für Marken wie Polo Ralph Lauren als für Hendrik Vibskow. Auch die großenteils aus Russland stammenden Touristen interessieren sich eher für die Stores der klassischen Luxusmarken wie Prada und Louis Vuitton als für junges, handgemachtes Design kleiner Kreativ-Labels.

Ein weiteres Problem sehen viele Mieter des Bikini in der Vermarktung und Kommunikation des Gesamtkonzepts. Seitens der Betreiber wird ein klares Konzept vermisst, dass die gefragte Zielgruppe mittels eindeutiger Botschaften und einer stringenten Außendarstellung von den Trendbezirken Mitte, Prenzlauer Berg und Kreuzberg an den Zoo lockt. Die bisherige Botschaft „Neues Kaufen“, mit der die Bayerische Hausbau potentielle Kunden ansprechen will, ist anscheinend einfach zu schwach für die jungen Trendsetter der Hauptstadt.

Trotzdem ist der Optimismus der Verantwortlichen nicht ganz aus der Luft gegriffen, denn in Sachen Zielgruppenansprache sind weitere Maßnahmen geplant, die dem Bikini Berlin mittelfristig vielleicht doch noch die gewünschte Kundenfrequenz bescheren könnten. So soll die Mall zu einem Teil der kommenden Berliner Fashion Week werden und mit Modenschauen, After-Show Events und Kollektionspräsentationen werden. Bleibt zu hoffen, dass die geplanten Maßnahmen greifen und der Betreiber einen langen Atem beweist. Ein Scheitern von Deutschlands erster Concept Mall wäre ein schlechtes Signal für die Branche und dürfte auch Nachahmer in anderen Städten dazu bringen, ihr Konzept noch einmal zu überdenken.

Foto: Bikini Berlin

Bikini Berlin